Und irgendwann ist alles nichts mehr wert. Es spielt keine Rolle, ob du Angestellter im Büro oder Gehirnchirurgin warst, ob du Kindern die Welt beigebracht hast oder immer größere Autos entworfen hast. Irgendwann sind alle gleich. Irgendwann schließ sich der Kreis wieder. Im Pflegeheim wird gepflegt und gelebt. Es gibt Lachen und Aufregung, es gibt Therapie und Spiel. Gemeinsam oder allein, jeder wie er möchte. Und natürlich wie es die Gegebenheiten hergeben… Jeder gibt sich Mühe. Und trotzdem ist es nicht immer einfach. Für beide Seiten nicht. Es gibt schöne Momente und schlimme, wie im richtigen Leben. Mir ist die Endlichkeit noch einmal sehr bewusst geworden. Ich sah, wie jemand zur Ruhe kommt und seinen Frieden findet. Und ich sah, wie es weiter geht. Es ist the life in a nutshell.
Und in diesem ganzen Durcheinander gibt es Menschen, die scheinen vorbereitet. Besondere Persönlichkeiten. Was ist das? Resilienz? Gleichgültigkeit? Glück? Es ist sehr beeindruckend, zu sehen, wie manche mit ihrem Schicksal umgehen. Immer bereit, etwas daraus zu machen. Immer das Leben herausfordern. Einstehen für sich und andere und keine lähmende Angst.
Diese eine Bewohnerin, die immer alles durcheinander brachte mit ihren Forderungen. Die immer alles genau so wollte, wie sie es für richtig hielt. Die so viel schimpfte, wenn es nicht so lief. Und die gleichzeitig so sehr an sich arbeitete und sich um andere kümmerte und ihr Leben einfach weiterlebte. Das fand ich gut. Wir sind einige Mal aneinander geraten und haben uns glücklicherweise jedes Mal wieder eingekriegt. Vielleicht sind wir uns tatsächlich ähnlich? Es wäre mir eine Ehre.
Ich habe soviel gelernt. Achte auf dich! Nimm deine Bedürfnisse wahr und kümmere dich darum! Hab keine Angst! Und versuche nicht, es jedem recht zu machen!!
Natürlich war klar, dass man irgendwann am Ziel ist. Aber wann und wie? Und was passiert danach? Und was passiert bis dahin? Muss man etwas erreicht haben? Wollte man etwas erreichen? War alles umsonst oder bleibt etwas?
Auf jeden Fall war mir schnell klar, dass Äußerlichkeiten nicht mehr viel zählen. Sicher, Geld ist immer hilfreich, aber nicht ausschlaggebend. Jetzt kommt der große Auftritt der inneren Werte und dessen, was man erlebt hat. Wovon kann man zehren? Was kann man erzählen? Woran sich erinnern? War das Leben gefüllt? Nur der eigene innere Frieden scheint auch das Ende als Chance zu begreifen.
Da habe ich noch viel zu tun. Als erstes bedeutete diese Erfahrung für mich: Bleib nicht stehen! Gib dir Mühe! Entwickle dich weiter! Lerne!