„Die Fahrkarten bitte“ – Veränderung durch Reisen

Das war genau das, was ich immer wollte – NICHT. Bei Wind und Wetter unterwegs, immer raus, immer rein, immer hin und immer her. Kalte Wagen, überhitzte Wagen, Menschengedränge. Immer in Eile, alles nach Plan. Bordbistrokaffee!!! Immer und an allem schuld.

Einmal hatten wir einen rauchenden Waggon. Man konnte schon kaum bis zur nächsten Tür gucken, die Fahrgäste blieben sitzen. Die Platzkarten waren schließlich bezahlt. Es war einige Überzeugungskraft nötig, um die Sitze zu räumen. Und natürlich war Chaos. Dann brachten wir den Zug zum Stehen, rangierten den immer noch qualmenden Wagen auf ein Nebengleis, hängten den Rest wieder dran und fuhren weiter. Natürlich mit erheblicher Verspätung und durchgeschwitzt. Im Zug war allerdings Ruhe und wir wurden ein bisschen wie Helden behandelt, da nun wirklich alle gesehen hatten, wie der Rauch aus den Ritzen drang. Das war dann schon etwas beeindruckend. Als ob man gerade einem Flammeninferno entkommen ist.  Sehr aufregend und definitiv eine Fahrt, die mir immer im Gedächtnis bleiben wird.

In einem Sommerfahrplan hatten wir über die Mittagszeit drei Stunden Pause. In Ostseenähe. Es war ein heißer Sommer und es war fantastisch. Wir lagen am Strand und wir badeten. Es gab belegte Brötchen und Kaffee vom Stand. Für zwei Stunden komplettes und absolutes Urlaubsgefühl. Zeit und Raum spielten keine Rolle mehr. Es gab nur Sonne, Sand und Meer. Und dann Unwetter. Heftige Blitze, ohrenbetäubender Donner und Hagelkörner, so groß wie Tischtennisbälle, schossen durch die Gegend. Der Zug war unsere Rettung. Der Bahnsteig leerte sich in Sekunden, alle standen an den Fenstern und sahen dem Weltuntergang zu. Der Hagel knallte aufs Dach, an die Fenster und Türen. Wir sahen, wie gegenüber auf der Allee die Autos ins Rutschen kamen, Vollbremsungen hinlegten und Scheiben barsten. Das hieß für uns: alle von den Zugfenstern weg! 15 Minuten später wieder Sonnenschein. Die Hitze kam zurück. Alles war schön. Natürlich bis auf die Zerstörung ringsherum. Der Zug blieb aber heil und so konnte wir planmäßig abfahren. Es ist immer etwas Besonderes, der Natur bei der Arbeit zuzusehen. Mittendrin zu sein, war schon aufregend und auch dies war eine Fahrt, an die ich heute noch denke.

Und dann all die kleinen Begebenheiten. Eine Mutter im Nachtzug, die eine funktionierende Steckdose brauchte für das Fläschchen. Natürlich war das die wichtigste Mission der Fahrt. Die Oma mit den vielen Koffern, die völlig überfordert war von Wagenreihung, Sitzplatzkennzeichnung und Kopfbahnhof. Selbstverständlich suchten wir ihren Platz, trugen alle Taschen, sorgten ein bisschen für Gemütlichkeit und ein Gespräch mit den Miteisenden und achteten darauf, dass sie auch wirklich ihre Kinder fand, die sie am Ende abholten. Wie oft wir die Streckenpläne und Tarife gewälzt haben, um die günstigste Fahrkarte zu finden. Und welch hanebüchenen Ausreden wir uns anhören mussten, um sie dann zu glauben.

Nie wollte ich bei der Bahn arbeiten und trotzdem war es schön. Und gut, dass es genauso gekommen ist. Dann war es Zeit für eine Veränderung…

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Coaching – reisen, lernen und erkennen

Und dann endlich angekommen!!! Eine kleine Stellenanzeige hat mich ins Rotieren gebracht. Auf einmal hatte ich das Gefühl, ich stehe im Schrank und eine Tür öffnet sich in eine neue Welt. Der Schrank war groß, gemütlich, warm und sicher – überhaupt kein Problem. Aber die neue Welt war herausfordernd und abenteuerlich, sah vertraut und doch anders aus und zog mich. Hier fühlte ich mich richtig und ganz. Hier nahm ich Energie auf. Und hier wollte ich bleiben. Und plötzlich machte alles irgendwie Sinn. Freiheit und Abenteuer, Ordnung und Kreativität, Nächstenliebe und innere Reisen …

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